Kunststudium in Berlin und Königsberg
Gerade mit Blick auf sein späteres Werk ab etwa 1960 erscheint Heinz Liers als ein konsequent seinen eigenen Stil verfolgender Künstler. Doch ging dieser Phase eine lange Entwicklung voraus, darunter auch ein künstlerischer und privater Neuanfang nach dem Zweiten Weltkrieg.
Aus den ersten Lebensjahrzehnten sind nur wenige biografische Schlaglichter überliefert. Liers, am 27. Februar 1905 in Berlin geboren, wo er auch aufwuchs, traf früh die Entscheidung, eine künstlerische Laufbahn einschlagen zu wollen. Von 1924 bis 1927 studierte er an der Hochschule für Bildende Künste Berlin in der Klasse von Peter Fischer, einem heute kaum mehr bekannten Zeichner. Zwei überlieferte Kohle-Zeichnungen aus dieser Zeit lassen trotz ihres skizzenhaften Charakters bereits die Begabung des Künstlers für Zeichnung und Porträt erkennen; die reduziert dargestellten Figuren, mit lockerem Strich aufs Papier gebracht, haben einen stillen und dabei sehr kraftvollen Ausdruck.
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Liers studierte zu einer Zeit, als Max Liebermann Präsident der Akademie der Künste in Berlin war, die vor allem unter seiner Präsidentschaft eine Auseinandersetzung mit der modernen Kunst förderte.[1] Auf Empfehlung Liebermanns erhielt Liers 1927 ein Stipendium aus Mitteln der Akademie.[2] Offensichtlich hatte der, mittlerweile 80 Jahre alte und einer ganz anderen Künstlergeneration entstammende Maler das Talent und Potenzial des Anfang 20jährigen erkannt.
Liers nutzte sein einjähriges Stipendium für einen Aufenthalt in Althagen auf der Halbinselkette Fischland-Darß, heute ein Ortsteil der Gemeinde Ahrenshoop an der Ostseeküste. Ahrenshoop und die umgebende Landschaft waren seit Ende des 19. Jahrhunderts, seit eine Gruppe um den Maler Paul Müller-Kaempff hier eine Künstlerkolonie gegründet hatte, immer wieder Anziehungspunkt für Künstler. Dort lernte Liers den Landschaftsmaler Alfred Partikel (1888-1945) kennen, dessen Schaffen eine große Faszination auf ihn ausübte. Dieser hielt sich regelmäßig in Ahrenshoop auf und besaß dort seit Mitte der 1920er Jahre ein eigenes Haus. Nach Naturalismus und Impressionismus hatte er sich in seiner Malerei zunächst dem Expressionismus zugewandt und war, als Liers und er sich kennenlernten, zu einer – zeittypischen – neusachlichen Ausdrucksweise übergegangen.[3] Partikel erhielt 1929 einen Ruf an die Akademie in Königsberg, an der er zum Sommersemester Professor für Landschaftsmalerei wurde. Liers folgte ihm, wurde Partikels Meisterschüler und verließ die Kunstakademie allerdings nach nur einem Jahr; die Landschaftsmalerei war nicht sein Thema. Er blieb aber in der Region und ließ sich als freischaffender Künstler in Nemmersdorf (heute Majakowskoje) bei Königsberg nieder und heiratete die Kunsthistorikerin Lotte Rothgenger.[4]
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Dass das Interesse von Liers eher dem Porträt als der Landschaft galt, zeigte sich 1930, als er an einer Ausstellung im „Haus der Juryfreien“ in Berlin teilnahm[5], bei der seine Werke dem Kunstkritiker Curt Glaser auffielen. Glaser sah in den gezeigten Porträts eine „frische Unbekümmertheit der Auffassung“ und „lebendig farbige Charakterisierung“.[6] Er bezeichnete Liers als „Außenseiter“ im positiven Sinne, ein noch unverbildetes Talent, das Entfaltungsmöglichkeiten sehen ließ. Das in der Zeitschrift Kunst und Künstler abgebildete Gemälde „Geschwister“ zeigt, welche Arbeiten der Kritiker vor Augen hatte.
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Einsatz als Soldat
Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde Heinz Liers zum Kriegsdienst eingezogen und war bis Kriegsende Soldat.[7] 1943 erlitt er einen Unterkieferschuss, durch den er sein Leben lang eine sichtbare Narbe behielt.[8] Auf einem Aquarell, nach seiner Genesung und während seines Einsatzes in Preußisch Eylau (heute Bagrationowsk/Russland) entstanden, trügt der Schein. Trotz der auf den ersten Blick idyllisch wirkenden Szene wird die Resignation und Kriegsmüdigkeit des Künstlers deutlich, wenn er darauf vermerkt: „Scheiß Krieg“. Zwar entstanden in den Kriegsjahren einige Arbeiten wie diese, aber an eine konsequente künstlerische Betätigung oder gar Weiterentwicklung war während der Kriegsjahre nicht zu denken.[9]
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Nach Kriegsende und einem Jahr Gefangenschaft[10] kam Liers im August 1946 als Vertriebener nach Oldenburg (Oldb) in Nordwestdeutschland. Aus der Region in Ostpreußen, in der er vor dem Krieg gelebt hatte und die nun zur Sowjetunion gehörte, waren die Deutschen vertrieben worden. Seine Entscheidung für Oldenburg war dennoch eine bewusste: Als fast unzerstörte Stadt in ländlicher Region erschien sie ihm als attraktiver neuer Lebensmittelpunkt. Liers sah mit Blick auf die politischen Verhältnisse für sich in Ostdeutschland, speziell in Ost-Berlin, wo sich seine Frau mit den Kindern niedergelassen hatte, keine Perspektive, so dass sich die Wege der Familie trennten. In einem Brief formulierte er es später so: „In meiner Eigenschaft als Maler und in meiner Art der Gestaltung hätte ich damals und heute in der DDR nicht existieren können.“[11] Der Großteil seiner künstlerischen Arbeiten, die bis zu Kriegsbeginn entstanden und zum Teil in der Akademie in Königsberg eingelagert waren, gingen in den Wirren während und nach dem Krieg verloren.[12] Im Nachlass sind heute nur etwa 25 Arbeiten, überwiegend Skizzen, aus der Zeit zwischen 1923 und 1944 erhalten.
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Künstlerischer und privater Neuanfang
Als Künstler der sogenannten ‚Verschollenen Generation‘ (Rainer Zimmermann) musste Liers, wie viele seiner Kollegen, nach dem Krieg künstlerisch noch einmal von vorne anfangen – mit 40 Jahren. Er ließ sich auf diesen Neubeginn ein, strebte die künstlerische Weiterentwicklung an und genoss die Freiheit, selbstbestimmt zeichnen und malen zu können. In den folgenden Jahren arbeitete er sich regelrecht an den bis dahin aktuellen Kunstströmungen des 20. Jahrhunderts ab, was sich an seinem künstlerischen Nachlass nachvollziehen lässt. In den Jahren in Oldenburg, später dann im gut 30 Kilometer entfernten Varel in Friesland, wohin er 1959 zog, entwickelte Liers aus Expressionismus, Kubismus und Konstruktivismus eine eigene Formensprache. Die Vertreter dieser Strömungen und ihre Werke studierte er hauptsächlich anhand von Publikationen in Büchern, wovon seine umfangreiche Bibliothek zeugt.
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Zwar war er bereits 1947 bei der Gründungsausstellung der Landesgruppe Oldenburg des Bundes Bildender Künstlerinnen und Künstler (bbk) vertreten,[13] hatte allerdings nicht zu den Gründungsmitgliedern gehört und nutzte die ersten Jahre in Oldenburg vor allem zur zurückgezogenen, konzentrierten Entwicklung seines künstlerischen Werkes. Erst Anfang der 1950er Jahre stellte er mehrfach in der Galerie „Die Auslese“ (Galerie Klose-Trenk) aus, was ihn einer begrenzten Öffentlichkeit bekannt machte.[14] War schon anlässlich der ersten Einzelausstellung 1950 über das Werk von Liers berichtet worden, blieb seine künstlerische Weiterentwicklung nicht unbemerkt und so hieß es 1952 in einem Artikel zu der Ausstellung: „Der Einblick, den uns die ‚Auslese‘ nach eindreiviertel Jahren wieder in das künstlerische Schaffen von Heinz Liers geboten hat, läßt erwarten, daß seine Kunst noch zu Offenbarungen führt.“[15]
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Ende der 1940er Jahre entstandene Porträts zeigen bereits eine Stilveränderung gegenüber dem Frühwerk – Einflüsse vom Realismus einer Käthe Kollwitz und der Neuen Sachlichkeit sind auszumachen. Die Arbeiten orientieren sich aber noch stark an den früheren Werken, vor allem in ihrer Gegenständlichkeit. Bis zur Entscheidung für eine abstrakte Formensprache sollte noch ein Jahrzehnt vergehen. Liers musste für sich zunächst sämtliche Möglichkeiten ausloten, um sich der Ausrichtung seiner Kunst sicher zu werden; eine Hinwendung zum Informel, der abstrakten Strömung der Zeit, war für ihn keine Option, da diese gestische Malerei nicht seiner Arbeitsweise entsprach. Er blieb zunächst bei einer Annäherung an Surrealismus, Magischen Realismus und die kubistische Formensprache Picassos.
Eine Sonderstellung in den Arbeiten dieser Jahre nimmt das Blatt „Kariertes Ich“ von 1950 ein. Es gibt einen Hinweis auf den späteren, avancierten Stil mit konstruktivistischem Einfluss. Die extrem vereinfachte Silhouette einer Figur – Liers selbst, wie der Titel offenbart –, mit karierten Formen gefüllt und einer aus Rechtecken zusammengesetzten mauerähnlichen Struktur hinterlegt, gibt einen Vorgeschmack auf die abstrakten, geometrische Formen verarbeiteten Werke, die Ende der 1950er/Anfang der 1960er Jahre entstehen. Zudem zeigt sich hier der Einfluss Paul Klees in der Auflösung von Landschaft und Gegenständen in Rasterfelder.
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Stipendien bieten neue Erfahrungen
Mitte der 1950er Jahre erhielt Liers, der sich inzwischen einen Namen in der Oldenburger Kunstszene gemacht hatte, zwei Stipendien, die ihm die Möglichkeit boten, auf Reisen neue Eindrücke von Lebensgefühl, Licht und Form zu sammeln und in seine Kunst einfließen zu lassen. Zunächst 1954 das Stipendium der Emdener Dampferkompagnie „Maler auf großer Fahrt“, das dem Künstler eine Mittelmeerfahrt mit dem Frachtschiff „Eliza Nübel“ ermöglichte. Liers verarbeitete die Eindrücke der Schiffsreise nach Spanien und Marokko in zartfarbigen Aquarellen, die weit ausgreifenden, zum Teil abstrakten Formen Raum geben.[16]
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Im Jahr darauf absolvierte er mit einem Stipendium des Oldenburger Kunstvereins gemeinsam mit dem Künstlerkollegen Ernst von Glasow, den er auch in einem Porträt festhielt, einen Studienaufenthalt in Paris. Der Verzicht auf eine realistische Malweise ist in dem Porträt des Reisegefährten bereits ausgeprägt, aus dem Hintergrund drängen sich massive geometrische Formen um die Gestalt des Künstlers. Hier, in der Hauptstadt der École de Paris, entstanden Gemälde und Zeichnungen in abstrakter werdender, lockerer Manier. „Paris“ zeigt Elemente – Café-Stühle, eine Parklandschaft –, die Liers vor Ort beeindruckten, wie er auch in einem Reisebericht für die Nordwest-Zeitung festhielt.[17] Er sog das (Kunst-)Leben dort förmlich auf: „Man lebt in Paris, man eilt nicht, man bewegt sich in dem Bewußtsein des Lebens.“ Und „Von Modigliani bis zu den Figuren der Simone de Beauvoir haben sie alle hier gesessen – die Maler, Poeten und Literaten, die Studenten, Liebesleute und international ‚Müden‘.“
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Entscheidung für die Geometrie
Nach seinen Auslandsaufenthalten ging Liers den eingeschlagenen Weg konsequent weiter: Über die Orientierung an Künstlern und Stilen der Vorkriegszeit gelang es ihm Stück für Stück, seine eigene Formensprache herauszubilden. Ein Künstler, von dem in seinen Arbeiten dieser Jahre immer wieder Anleihen zu finden sind, ist Fernand Léger (1881-1955). Dessen eigenwilliger Kubismus mit aus geometrischen Formen wie Zylinder und Kegel zusammengesetzten Figuren findet sich beispielsweise in Gemälden wie „Fußballspieler (I)“ . Etwa zwei Jahre später wird die Loslösung vom Gegenstand und Auflösung in geometrische Formen dann immer deutlicher, wie die zwei Gemälde „Zeitungsleser“ von 1958 zeigen.
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Die geometrischen Formen blieben fortan Liers Thema, zunächst angelehnt an die frühen Konstruktivisten wie Wladimir Malewitsch oder Piet Mondrian.[18] 1960 hielt das Serielle – ebenfalls ein Element des Konstruktivismus – Einzug in sein Werk; Liers baute seine Arbeiten nun in rhythmischen Reihen auf. Das von ihm so betitelte Blatt „Reihenrhythmus“ war eines der ersten, in dem er Reihe für Reihe ein Element wiederholte – in wechselnden Farben und Variationen. Den Begriff „Reihenrhythmus“[19] verwendete Liers nicht nur für diese Arbeit, sondern er diente ihm selbst zur Bezeichnung seines Stils. Im selben Jahr entstand mit „o. T. (Graue Schrägen)“ noch eine Weiterentwicklung: kleinteiligere Bildgestaltung, verhaltenere Farbigkeit mit Akzenten, das Spiel mit einem herausgehobenen Element, hier die weiße Fläche, der etwas Gegenständliches anmutet. Gerade diese individualisierte Darstellung unterscheidet Heinz Liers von anderen konstruktivistisch arbeitenden Künstlern seiner Zeit, wie z. B. Adolf Fleischmann (1892-1968) oder Anton Stankowski (1906-1998), deren Werke sich durch eine strenge geometrische Formgebung auszeichnen. Im Blatt mit den grauen Schrägen kombinierte Liers zudem seine bevorzugten Malmittel Deckfarbe, Aquarell und – in diesem Fall – Kugelschreiber.[20]
Engagiert auch als Kunsterzieher und Kunstkritiker
Die konsequente Entwicklung hin zum eigenen Stil vollzog Liers in den Jahren in Oldenburg und Varel neben seiner Tätigkeit als Kunsterzieher.[21] Die Arbeit als Pädagoge hatte er zwar in erster Linie aus wirtschaftlichen Gründen aufgenommen, doch war es für ihn mehr als reiner Broterwerb und vielen seiner Schüler blieb er als engagierter Kunstvermittler in Erinnerung.
Nicht nur bei seinen Schülern genoss er einen guten Ruf, sondern auch als Kritiker, sei es als Feuilleton-Mitarbeiter der Nordwest-Zeitung in den 1950er Jahren, sei es gegenüber Kollegen, die um eine Einschätzung baten. Seine Rezensionen von Ausstellungen zeigen, dass er künstlerische Positionen schnell erfassen und in klaren Worten einschätzen konnte; er wurde dadurch für einige Schüler, Künstlerkollegen oder Journalisten[22] zum Mentor.
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Auch nach 1960, als er seinen eigenständigen Stil entwickelt hatte, experimentierte Liers mit Formen und Materialien. Es entstanden Collagen mit Zeitungsausrissen, vor allem aber Mitte der 1960er Jahre eine Reihe von Arbeiten, die deutlich auf Willi Baumeister (1889-1955), einen der einflussreichsten Vertreter der ungegenständlichen Malerei in der jungen Bundesrepublik, verweisen. Baumeister hatte bereits seit den 1920er Jahren an Höhlenmalerei erinnernde Symbole und Zeichen des „Unbekannten in der Kunst“ in seine Bilder eingebracht und später, in den 1940er und 1950er Jahren, unter anderem mit Illustrationen zum Gilgamesch-Epos[23], archaisch wirkende, an Schriftzeichen erinnernde Formen entwickelt. Offenbar beeindruckt von der einzigartigen Ausdrucksweise, die in ihrer Ähnlichkeit zu Schriftzeichen durchaus eine Nähe auch zu seinem eigenen künstlerischen Tun hatte, schuf Liers mehrere Arbeiten in Auseinandersetzung mit dem Werk Baumeisters.
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Späte Schaffensjahre
1972 folgte Heinz Liers seiner zweiten Frau nach Hannover. Mit dem Umzug gab er nach Erreichen des Rentenalters seine Tätigkeit als Kunsterzieher auf und konnte sich fortan auf seine Kunst konzentrieren. Das schlug sich auch in der Anzahl seiner Werke nieder.[24] Später zogen die Eheleute in den Stuttgarter Raum, 1977 zunächst nach Denkendorf bei Esslingen, 1983 nach Ludwigsburg.
Nachdem Liers um 1960 zu seinem Stil gefunden und diesen in den 1960er Jahren gefestigt hatte, verfeinerte er nun – durchaus wortwörtlich – das bisher Entwickelte. In dichten Reihen legte er seine Arbeiten an, zum Teil für seine Verhältnisse in starken Farben. Form-Vorlagen fand er dabei auch in alltäglichen Dingen, z. B. Büroklammern und anderem Bürobedarf, die er in genau ausgearbeiteten Skizzen sammelte und in den 1970er Jahren zu Arbeiten sehr ornamentalen Charakters zusammensetzte.
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Vor allem in den letzten zehn Schaffensjahren werden die Formen dann immer kleiner und zarter, die Farben transparenter. Durch die kleinteilige Reihengestaltung, deren Details das Auge zum Teil erst auf den zweiten Blick erfasst, und die lasierenden Farben wohnt diesen Arbeiten etwas Meditatives inne, wirken sie noch lyrischer als die zuvor entstandenen. Mit der starken Differenzierung bis in die kleinste Formeinheit vermied Liers trotz der stetigen Wiederholung den Eindruck von Monotonie. Bis zuletzt findet das für ihn so typische Spiel mit herausgehobenen Formen statt, das häufig eine heitere oder auch mal ironische Unternote hat.
Heinz Liers starb am 9. September 1985 in Ludwigsburg. Innerhalb der Strömungen des 20. Jahrhunderts hat er seine eigene Formensprache gefunden und mit Beharrlichkeit kontinuierlich weiterentwickelt – die Zeitgenossen immer im Blick und doch ganz auf seine eigene Schaffenskraft vertrauend.
[1] Peter Paret, Der innere Feind: Max Liebermann als Präsident der Preussischen Akademie der Künste, in: Angelika Wesenberg (Hrsg.), Max Liebermann. Jahrhundertwende, Ausst.-Kat. Alte Nationalgalerie Berlin, Berlin 1997, S. 65-74.
[2] Die Information über die Empfehlung durch Liebermann stammt aus den Aufzeichnungen von Heinz Liers. Liers wurde aus Mitteln der Georg-Krakau-Stiftung gefördert.
[3] Ruth Negendanck, Künstlerkolonie Ahrenshoop. Eine Landschaft für Künstler, Fischerhude 2001, S. 169-177.
[4] Der Ehe entstammen zwei Kinder.
[5] Vgl. Sonderausstellungen. Zweite Reihe, Berlin, Haus der Juryfreien, Oktober/November 1930, S. 5.
[6] Curt Glaser, Junge Künstler, in: Kunst und Künstler, 29. Jg., H. 6 v. 1.3.1931, S. 245-249 und Abbildung auf S. 251, hier S. 248.
[7] Soweit nachvollziehbar, war Liers die gesamte Dauer des Krieges in heute polnischem Gebiet stationiert.
[8] Liers kurierte die Verletzung in der als Lazarett eingerichteten Bismarckschule in Hannover aus.
[9] Während des Krieges war Liers 1941 bei der Kunstausstellung der Kulturwoche in Allenstein/Ostpreußen mit drei Arbeiten vertreten (Zeitungsartikel im Heinz Liers-Nachlass, Oldenburg) und mit einem Ölgemälde auf der Großen Deutschen Kunstausstellung 1944 im Haus der Deutschen Kunst in München (http://www.gdk-research.de/de/obj19441285.html [Stand: 8.1.2018]).
[10] Nach Kriegsende bis 31. August 1945 war Liers als Sanitäter im Verwundeten-Umschlagstab Kopenhagen eingesetzt. Im Juli 1946 wurde er aus der Kriegsgefangenschaft entlassen (Unterlagen im Heinz Liers-Nachlass, Oldenburg).
[11] Liers in einem Brief an seinen Anwalt von 1972 (Heinz Liers-Nachlass, Oldenburg).
[12] Information aus den Aufzeichnungen von Heinz Liers (Heinz Liers-Nachlass, Oldenburg).
[13] Christine Kröger, Spannende Suche nach 50 Jahren. Zum Jubiläum spürt bbk 34 Bilder auf, in: Nordwest-Zeitung (11.6.1997).
[14] 1950, 1951 und 1952 stellte Liers in der Galerie „Die Auslese“ (Galerie Klose-Trenk) in Oldenburg aus.
[15] Oldenburger Kunstbrief: Die „Auslese“ zeigt Öl-Temperabilder, Aquarelle und Zeichnungen von Heinz Liers, unbez. Zeitungsartikel, handschriftlich datiert 1952, evtl. aus der Nordwestdeutschen Rundschau (Heinz Liers-Nachlass, Oldenburg).
[16] Vgl. Maler auf großer Fahrt 1954, Ausst.-Kat. Der Kunstkreis, Weserbergland-Festhalle Hameln, o. Pag.
[17] Bewegtheit im Bewußtsein des Lebens. Man lebt in Paris, man eilt nicht – Ein Reisebericht von Heinz Liers, in: Nordwest-Zeitung (25.6.1955).
[18] Der Konstruktivismus ist eine gegenstandslose, auf einfachen geometrischen Formen basierende Stilrichtung, die in den 1910er Jahren in Russland und der Sowjetunion entwickelt wurde, in Teilen auch als eine politische Bewegung. Eine zweite Gruppierung entstand etwa zeitgleich mit dem niederländischen „De Stijl“ um die Künstler Theo van Doesburg und Piet Mondrian.
[19] Zit. nach: Gunther Thiem, Dank an Künstler zum 80. Geburtstag am 19. Dezember 1997, München/Berlin 1997, S. 96.
[20] Häufig verwendete er neben Kugelschreiber auch Bleistift, Tusche und Farbstifte.
[21] Ab 1955 in Oldenburg, u.a. an der Margaretenschule (heute Paulus-Schule), 1959-1972 an der Realschule Varel.
[22] So schreibt z. B. der zeitweilige Feuilleton-Leiter der Nordwest-Zeitung (1952-1954), Werner Köser, in einer Empfehlung 1969, Liers habe ihm, der nicht aus der Bildenden Kunst kam, die Kunstkritik vermittelt (Heinz Liers-Nachlass, Oldenburg). In einem Nachruf auf Heinz Liers schreibt der Oldenburger Künstler Berthold Giebel: „In den fünfziger Jahren (…) war er die Persönlichkeit innerhalb der Landesgruppe, die als Kritiker Ausstellungen besprach und auf deren Urteil gehört wurde. Seiner Fairneß und Toleranz war es gegeben, das Werk eines Kollegen aufbauend kritisch zu sehen, ohne die Stärken und Schwächen einseitig zu betonen.“ (Hans-Berthold Giebel, Maler Heinz Liers gestorben, in Nordwest-Zeitung [20.9.1985]).
[23] Das Gilgamesch-Epos ist eine Gruppe literarischer Werke aus dem babylonischen Raum (2. Jahrtausend v. Chr.). Es erzählt von den Heldentaten und der Suche nach Unsterblichkeit des Königs Gilgamesch.
[24] Der gesamte Nachlass umfasst etwa 750 Arbeiten (ohne Skizzenbücher und -hefte). Aus der Zeit im Oldenburger Raum (1946-1971/72) stammen etwa 450, das Spätwerk ab 1972 umfasst etwa 300 (1972-1985).